Unsere derzeitige Schülerpraktikantin Christina ist (fast) 16 Jahre jung und liebt die neuen Medien. Für sie bilden Handy, Internet und die sozialen Netzwerke feste Bestandteile ihres Lebensalltags. Als mir Christina zum Praktikumsbeginn erzählte, dass sie inzwischen kaum mehr Fernsehen schaue, weil das Programm sie nicht wirklich anspreche, fragte ich, was sie stattdessen konsumiere. Ihre Antwort: »Wenn ich etwas schaue, dann eher YouTube«. Da ich selten Gelegenheit habe, im direkten Austausch mit einer jungen Frau ihres Alters über deren Medienkonsum zu plaudern, wollte ich das etwas genauer wissen. Und so hat Christina zunächst einmal eine Art moodboard zum Thema erstellt – und im zweiten Schritt einen, wie ich finde, lesenswerten Blogbeitrag geschrieben. Das Fazit: Diese Generation lässt sich nicht mehr einfach in ein steifes Zuschauerkorsett zwängen!
Warum finde ich YouTube besser als Fernsehen?
In meiner Generation ist das Internet ein sehr weit verbreitetes und viel genutztes Medium, welches nicht mehr wegzudenken ist. Jeder in meinem Alter nutzt es und ist davon geradezu »abhängig«. Ein Leben ohne Internet? Unmöglich! Da es im Internet viele Möglichkeiten gibt, sich zu beschäftigen – seien es Recherche, Spiele, Unterhaltung oder die Nutzung der sozialen Netzwerke (Facebook, Twitter usw.) – , bleibt kaum mehr Zeit für die »alten« Medien wie beispielsweise das Fernsehen. Doch fällt dieser Aspekt vom Fernsehen für meine Generation und mich persönlich nicht weg. Das Internet schafft uns in weiten Teilen eine Alternative, die in großen Teilen sogar als die bessere erscheint: YouTube.
Die Internetplattform, welche vor einigen Jahren als eine Seite für unterhaltsame Amateurvideos gestartet ist, scheint heutzutage die Macht zu haben, das klassische Fernsehen zu ersetzen oder ihm mindestens gewaltig Konkurrenz zu machen. Angefangen mit Aspekten, dass ich bei YouTube immer selbst entscheiden kann, was, wann und wie ich gucke, bis dahin, dass ich meist nur die wichtigsten Ausschnitte einer Sendung sehe. Was daran liegt, dass in weiten Teilen nur diese vorhanden sind. Das empfinde ich als positiv. Im Allgemeinen schafft man sich auf diese Weise somit zeitliche Freiräume, die man für andere Dinge nutzen kann. Wird ein Video zu langweilig, kann ich auf ein anderes klicken. Möchte ich einen Augenblick innehalten, kann ich auf »Pause« drücken und beliebig oft vor- und zurückspulen. Außerdem ist YouTube wesentlich unterhaltsamer und lustiger als Fernsehen, da viel mehr mit der eigenen Meinung gespielt wird und nicht alles so neutral gehalten ist. Ich bin eine anonyme Person und kann, wenn ich etwas beitragen will zu einem Video, dieses umgehend tun, sei es durch einen Kommentar oder auch ein Video.
Dadurch, dass es zu fast jedem Thema ein Video gibt und jede Person sich überall äußern kann, ist YouTube viel vernetzter und offener als das Medium Fernsehen. Die Spanne und Vielfalt der Videos reicht von »Politische Diskussionen im Bundestag« über »Wie baue ich einen Stuhl?« bis hin zu »Meine Nachbarin mäht den Rasen«. Somit kann sich jeder Mensch in der Plattform YouTube wiederfinden und Kanäle und Menschen aufspüren, die seinem Geschmack entsprechen. Auch diese Vielfalt beeindruckt mich bei YouTube. Es gibt viel Unsinn – na klar –, aber ich kann auch Videos finden, die mir weiterhelfen, wie zum Beispiel die vielzähligen Tutorials. Auch Musikvideos kann ich mir anschauen, wann immer ich will – sogar mit unterlegtem Text–, insofern nicht die GEMA dazwischenfunkt, was leider des Öfteren passiert.
Ein anderer Aspekt, warum ich YouTube besser finde als Fernsehen: Das Medium Fernsehen reicht meist nur knapp über die Landesgrenzen hinaus, da die Fernsehprogramme nur inländische Inhalte zeigen. Wirft man einen Blick auf YouTube und ist wie ich mehr als nur der deutschen Sprache fähig, wird man sich schnell in anderssprachigen Videos, meist auf Englisch, wiederfinden. Durch YouTube scheint mir die Welt näher. Ich merke, dass Menschen, die an ganz anderen Ecken in der Welt leben, gar nicht so anders sind wie wir hier in Deutschland. Wünsche, Träume und Bedürfnisse werden deutlich – und die sind allerorten bei allen Menschen gleich, egal ob sie In Europa, den USA, Australien oder Asien wohnen. Die Möglichkeit, mit Menschen überall auf der Welt in Kontakt treten zu können, die globale Vernetzung, wird durch YouTube unterstützt – und geht im Fernsehen unter.
Ein weiterer Aspekt, der für YouTube spricht: Es ist immer und überall verfügbar. Sei es auf dem Smartphone, am Computer oder auf dem Tablet-PC. Auch wenn YouTube einen Internetzugang benötigt – welcher in Deutschland nicht besonders häufig außerhalb der eigenen vier Wände zu finden ist, es sei denn man ist bereit, Geld zu bezahlen –, ist es immer noch mobiler als das Fernsehen.
Auch die Auflösung und Größe des Bildschirms kann für viele eine Rolle spielen, um wieder auf das Fernsehen zurückzugreifen. Nicht so für mich. Mich interessieren mehr die Inhalte und die Art der Überlieferung als der Komfort, der mich beim Abspielen empfängt.
Im Internet fühle ich mich freier, als wenn ich vor dem Fernseher sitze und mir eine Show anschaue, bei welcher es scheint, dass alles Negative, was nur passieren kann, von der Regie und den Journalisten wegpoliert wird. Dies ist bei YouTube anders. Das Medium lebt davon, nicht perfekt zu sein und seine Ecken und Kanten zu zeigen. Die Leute, welche durch YouTube berühmt geworden sind, waren am Anfang Menschen, die einfach nur eine Kamera hatten und sich gefilmt haben (ein Beispiel dazu). Das Beeindruckende ist, dass diese YouTuber teilweise Themen aufgreifen, die in den Nachrichten kommen. Doch der Unterschied ist, dass es bei YouTube viel offener ist und die subjektive Meinung des Videomachers direkt hinterher geschoben wird. Auch ich als Zuschauer werde immer direkt angesprochen, mitzureden, teilzuhaben – und in den Videos meist auch darum gebeten, zu kommentieren und meine eigene Meinung zu verdeutlichen.
Seit vergangenem Jahr versucht YouTube dem Fernsehen dauerhaft Konkurrenz zu machen, in dem es weltweit 60 Themenkanäle veröffentlicht – 11 davon von deutschen Künstlern und Fernsehmachern. Die Kanäle decken verschiedene Bereiche ab, wie Politik, Sport oder Mode. Ich finde es gut, dass YouTube nun auch in diese Richtung zu gehen versucht und nicht nur von Privatpersonen und diversen Unternehmen lebt.
Auch das Motto von YouTube »Broadcast yourself« (deutsch: »Verbreite dich selbst«) spricht dafür, dass ich mich sofort angesprochen fühle, wenn ich ein Video gucke. Ich muss nicht unbedingt ein Video posten, ich kann auch einfach nur etwas kommentieren. Alles gehört dazu, sodass ich mich mit meiner eigenen Meinung in die öffentliche Diskussion einbringe. Deswegen finde ich: Beim Fernsehen schaut man nur zu, bei YouTube macht man mit. Das ist es, was mir gefällt.
Danke für den Einblick in den Blickwinkel der „jungen Generation“. Der Medienkonsum wird sich erheblich wandeln…
Schöner Beitrag. Auch ich habe, wenn ich meine Söhne betrachte, den Eindruck Fernsehen ist in dieser Generation nicht mehr wirklich ein Thema. YouTube lässt sich einfach individueller nutzen. Wo kann man auch sonst zu einem Thema hunderte von Beiträgen finden, seien es nun Musikstars, Computerspiele oder…Die Themen, die meine Söhne (und Ihre Altersgenossen) wirklich interessieren werden über die TV-Programme nicht oder nur selten abgedeckt. Da kann kein Fernsehsender mithalten.
Diese Textstelle in Christinas Artikel fand ich persönlich besonders bemerkenswert: „Im Internet fühle ich mich freier, als wenn ich vor dem Fernseher sitze und mir eine Show anschaue, bei welcher … alles Negative, …, von der Regie und den Journalisten wegpoliert wird. Dies ist bei YouTube anders. Das Medium lebt davon, nicht perfekt zu sein und seine Ecken und Kanten zu zeigen.“
Ja die jungen Menschen werden sich Ihre Programme selbst gestalten und wenn die „Öffentlich Rechtlichen“ sich nicht darauf einstellen, gucken diese Bald in die Röhre,…
Volle Zustimmung zum Beitrag! Natürlich haben wir immer 2 Seiten. Diese Seite wird sich noch weiter in das Leben der Menschen einbinden. Die älteren Genrationen können damit nix anfangen. Da dies die Mehrheit derzeit aller Deutschen eindeutig abbildet – aus diesem Grund kommt noch immer der scheinbar starke Anspruch an die TV Broadcaster.
Diese befinden sich teilweise schon auf einer weiteren Stufe. Die sehen genau wie im Beitrag erwähnt, dass die Jungen aber auch nix mehr mit TV gemeinsam haben. So befinden wir uns auch hier auf einer Brücke. Es bleibt also spannend. Schön und beeindruckend finde ich solch lebendige Darstellungen. Mehr davon!
Ich habe vor über 10 Jahren eine ähnliche Denkentwicklung wie Christina durchlaufen, meine Schwestern etwas später. Vielleicht würden wir nicht Youtube anführen, sondern diverse Filesharing Netzwerke und Grauzonen-Streamingseiten. Die gewonnenen Freiheiten sind aber immer der Schlüssel.
Programmfernsehen, mit fester Sendezeit und kaum Auswahl ist bei unserer Generation schon lange überflüssig. Wir warten auf die passenden legalen Alternativen, allerdings noch vergebens.
Selbst die Elterngeneration guckt inzwischen schon alte „Tatorts“ übers Internet wenn gerade nix läuft, auch wenn die ARD die selbst nicht rausrückt.
Das Internet ist lange keine Teenager-Kacke mehr, wer es darauf herunterbricht wird scheitern. Von Youtube und Co muss man schneller lernen als es manchen lieb ist.
Hmm, fast alles was im Artikel als positiv beschrieben wird, gibt es beim Fernsehen auch.
Zeitversetztes Fernsehen ist mittels moderner Emfangsgeräte (Timeshift) in gewissen Rahmen ebenfalls möglich.
Ausländische Sender lassen sich via Satellit schon seit Jahrzehnten Empfangen.
Diskussion mit anderen Zuschauern können über die entsprechenden Internetseiten (zumindest bei den ÖR Sendern) auch geführt werden. Zumal das was da bei youtube abgeht, schnell auch langweilig werden kann.
Das ist genau der Punkt, der mich in diesem etwas euphorischen Artikel stört. Wir haben hier die Meinung eines recht jungen Menschen. Kann es sein, dass hier nur die Begeisterung zu Tage bricht, die jeder von uns kennt, wenn er etwas neues entdeckt?
Als ich youtube entdeckt habe war ich ähnlich begeistert (mit Mitte 40) und habe oft ganze Sonntage in der youtube Welt verbracht. Mittlerweile nutze ich es sehr selten und sitze wieder lieber vor’m Fernseh, weil ich eben ganze Sendungen in vernünftiger Qualität sehen kann und nicht nach jedem Fitzel suchen muss.
Aber vielleicht gibt es auch zwei verschiedenartige Menschen.
Die einen die sich gerne aus einem kleinem Angebot etwas aussuchen und schnell zufrieden sind. Und andere, die eine grosse Auswahl erwarten und sich nur ganz mit speziellen Angeboten zufrieden geben wollen.
Die einen schauen gerne Fernseh und die anderen lieber youtube. Das sind die, die früher in Videotheken gerannt sind – was z.b. mich eher gelangweilt hat. Schön das es diese Auswahl gibt, aber dadurch wird das andere, was viele Menschen gut finden, nicht schlechter.
@struppi Ich finde den Gedanken gut, dass sich das möglicherweise wieder ändern könnte. Das ist sicher gut möglich, allerdings sind wir ja auch eine andere Generation, die vielleicht in die von Kindheit an gelernte Mediennutzung immer wieder zurückfällt. Dann wäre bei den jetzt Jungen in Zukunft vielleicht doch alles ganz anders…
Schöner Artikel, gefällt mir.
@Christina
Du hast einen tollen Schreibstil (ich gehe davon aus, dass nicht viel am Artikel aufpoliert wurde). Hast du schon über einen eigenen Blog nachgedacht? ;)
Fixe Sendezeiten mit wenigen für mich interessante Sendungen – TV brauche und habe ich nicht. Zudem: Oftmals kommen die für mich interessanten Sachen zu spät oder auf Kanälen, die ich nicht empfangen konnte. Ich bin immer weiter dazu übergegangen, meine Infos aus dem Internet zu beziehen. Das tolle an YouTube (und jeder anderen Community): Ich kann mit den Autoren in Kontakt treten und mit anderen diskutieren. Im TV ist das nicht möglich, fernsehen ist ein veraltetes Modell.
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[…] Über die Autorin: Christina ist 16 Jahre jung und hat im Juli 2013 im Team der result gmbh ein Schülerpraktikum absolviert. Eine der an sie gestellten Aufgabe: Schreibe einen Blogbeitrag zum Thema Medienkompetenz im Schulalltag. Was versteht man unter dem Begriff? Wie wird das im Schulalltag umgesetzt? Und was wünschst Du dir für die Zukunft. In einem weiteren Blogartikel beschäftigte sich unsere Praktikantin mit dem Thema: Warum finde ich YouTube besser als Fernsehen? […]
[…] den öffentlichen Diskurs über sie selbst und ihre Arbeitgeber führen. Fragt mal Jugendliche, was und wie sie Medien nutzen! Ihr werdet nicht mehr von Lokalzeitungen und […]
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