Podcasts sind beliebt. Laut einer Umfrage nutzen etwa ein Drittel der Deutschen dieses Format regelmäßig. Interessant dabei ist, dass man je nach Person, mit der man über gehörte Podcasts spricht, eine andere Antwort bekommt – abgesehen von stark angesagten Formaten wie »Fest und Flauschig« und »Gemischtes Hack«. Das Angebot ist sehr vielfältig und bedient neben diesen beliebten Unterhaltungspodcasts auch Nischen wie die Medienbranche, Geschichte oder Computerspiele. In verschiedenen Bestenlisten tauchen vor allem Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf. Häufig sind es mitgeschnittene Radiosendungen ohne Einspieler oder Musik.

Warum sind Podcast so beliebt?

Was macht Podcasts so erfolgreich? Und warum kommen sie gerade jetzt? Die Antwort darauf liegt – so glaube ich – in der Kombination einiger Faktoren. Der erste ist, dass Podcasts auf technischen Standards basieren, die plattformunabhängig sind. Die Audioformate – meistens MP3 – können effektiv von allen Endgeräten und Audioprogrammen entschlüsselt werden und die Verbreitung geschieht über die schon alte, aber simple und zuverlässige Web-Feed-Technologie – meistens RSS. Davon bekommen die Nutzerinnen und Nutzer nicht mehr viel mit, verschiedenste Clients lesen die Informationen aus und stellen sie nutzungsfreundlich zur Verfügung. Entscheidend ist hier, dass die Clients dieselben Informationen und Zugriffsrechte haben. So kann man zwischen ihnen frei wählen. Auch in der Produktion bringt das Vorteile, die Inhalte müssen nicht für verschiedene Plattformen konfiguriert werden. Mikrofon und Schneidesoftware sind zudem recht günstig in der Anschaffung.

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Fokuswechsel von visuellen zu auditiven Medienangeboten

Die technische Plattformunabhängigkeit kombiniert sich mit der rasanten Verbreitung von mobilen und stationären internetfähigen Audiogeräten. Dazu zählen einerseits die inzwischen weit verbreiteten Smartphones, aber auch verschiedene Smart Speaker und Audioassistenten, die zu einem Fokuswechsel vom Visuellen zum Auditiven führen.

Alternativangebot zu Facebook und Co.

Ein weiterer Faktor ist, dass die großen sozialen Medien an Beliebtheit einbüßen – vor allem beim jüngeren, gebildeteren Publikum, das nicht zufällig die größte Gruppe der Podcast-Hörenden ausmacht. Neben der Wahlfreiheit der Clients kann man sich auch die Inhalte, die man präsentiert bekommt, frei auswählen, indem man Podcasts gezielt abonniert. Beides ist bei sozialen Medien zusehends nicht der Fall. Hierunter leidet nicht nur die Nutzungsfreundlichkeit, sondern auch die Authentizität der Beiträge. Beide Lücken können Podcasts füllen.

Gutes Format für Nischenthemen

Podcasts sind somit ein Segen für viele, die an anderer Stelle vor dem Aufwand einer Kommunikation zurückschrecken. Den Vorteil ziehen daraus vor allem Nischengruppen, die sich mitteilen wollen, ohne sich auf das Korsett der großen Plattformen wie Instagram, Facebook oder YouTube einlassen zu müssen, in denen der gleiche Inhalt jeweils angepasst und mittlerweile fast immer beworben werden muss, um sichtbar zu werden. So kann ein Podcast auch zur Mitteilungsform für spitz definierte Gruppen werden, wie bei dem von uns umgesetzten Podcast IKB am Freitagmorgen, der eine firmeninterne Konferenzschaltung ersetzt und gleichzeitig Informationen für Kunden oder Interessierte bietet.

Was folgt auf den Hype?

Bleibt die Frage: Wie geht’s weiter mit Podcasts? Ich vermute, dass sie irgendwann dasselbe Schicksal ereilen wird wie die meisten Medienformen im Internet: Auf den Hype folgt eine überzogene Monetarisierung. Diese wird sich entweder einpendeln oder zu Desinteresse führen. An letztere Option glaube ich nicht. Wegen ihrer Vielseitigkeit und der technischen Ungebundenheit haben Podcasts die Chance, sich sehr lange zu halten.