Wie mein Team-Kollege Fabian Melchert vor Kurzem bereits im Wirkungsblog schrieb, stellt der 3-D-Druck eine große technische Innovation dar, die unseren Alltag in mittelbarer Zukunft gehörig beeinflussen wird. Die Thematik ist aber nicht nur spannend für Technikaffine und Zukunftsforscher. Sie eröffnet auch der Marktforschung ganz neue Möglichkeiten.
Bislang gibt es genau zwei Möglichkeiten, ein Produkt durch den Probanden beurteilen zu lassen: Entweder man zeigt ihm das Produkt in einer Online-Befragung am Bildschirm – gerne auch in einer hübschen 3D-Darstellung, die man selbst drehen kann –, oder es findet ein persönliches Interview statt, das die Möglichkeit bietet, das Testobjekt anzufassen. Mit entsprechender Verbreitung von 3-D-Druckern für das heimische Wohnzimmer tut sich eine ganz neue Perspektive auf. Im Rahmen einer Befragung kann man den Befragten bitten, mal eben das Replikat auszudrucken, sodass er ein realistisches Abbild bekommt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Er muss das Haus nicht verlassen und das forschende Institut keine Interviewer aussenden.
Und dabei wird es nicht bleiben. Probanden können noch viel aktiver in die Produktentwicklung eingreifen. Mit entsprechender, einfach zu bedienender Software, könnten eigene Konzepte erschaffen oder bestehende so verändert werden, dass sie dem persönlichen Geschmack und den Anforderungen des Probanden am besten entsprechen. Der Kreativität werden keine Grenzen mehr gesetzt.
Das gilt übrigens auch für die Messbarkeit. Über reine Downloadzahlen kann ein Unternehmen zukünftig feststellen, welche Produktlinie am besten ankommt. Verbindet man diese Informationen mit Befragungsdaten, lassen sich auf vollkommen neuen Wegen Erkenntnisse gewinnen. Oder die Kunden laden ihre Kreationen hoch und lassen die anderen durch Downloads abstimmen, oder, oder, oder … da kann das Forscherherz leicht ins Schwärmen geraten.
Eines ist jedenfalls gewiss: So wenig, wie das Internet vor der Marktforschung Halt gemacht hat, so wenig wird es der 3-D-Druck. So sehr, wie das Internet neue Befragungs- und Evaluationsmöglichkeiten geschaffen hat, wird es auch der 3-D-Druck zu tun vermögen. Ob die Marktforschung eine Zukunft hat? Ich meine: Aber sicher! Die Branche wird jedoch nicht daran vorbeikommen, die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters stärker auszuschöpfen.
Auch ich – als „altgediente“ Forscherin – bin der Ansicht, dass Mafo eine Zukunft hat, sehr sicher sogar. Und schon erst recht, wenn sie sich der Möglichkeiten, die neue Entwicklungen bieten, sicher zu bedienen weiß. Was mein „qualitatives“ Forscherherz dann aber erst richtig laut und schwärmerisch klopfen lässt, ist die Einbindung bzw. sinnvolle Verknüpfung neuer und auch „altgedienter“, (und deshalb nicht weniger fruchtbarer und aufschlussreicher) Methoden: Ich wäre als Forscherin gerne vor Ort, wenn der Proband das Replikat ausdruckt, befühlt, erlebt, begutachtet. Um von der ersten Sekunde an alles mitzubekommen, was fasziniert, enttäuscht, verwirrt …