Der Social Community Day 2015 in Köln liegt zwei Wochen zurück – Zeit genug, alle Informationen und Eindrücke sacken zu lassen und ein Resümee zu ziehen. Der Schwerpunkt schien in diesem Jahr auf dem Thema »Livestreaming« und der Nutzung der Smartphones im Journalismus zu liegen. Da ich diese Möglichkeiten bisher noch gar nicht aktiv für den professionellen Journalismus in Betracht gezogen habe, war ich natürlich sehr an den Workshops »Smartphone Journalismus – Smarter Journalismus?« und »Livestreaming und Kurzvideos im Marketing« interessiert. Ich war gespannt auf völlig neue Erfahrungswerte und Eindrücke – auch auf die Gestaltung der Workshops selbst.

Interaktiver Workshop von Gerhard Schröder

Zwar habe ich bereits schon einige Veranstaltungen in diesem Stil besucht, doch hatte ich dennoch hohe Erwartungen, da die Vorträge als »Workshops« ausgeschrieben worden waren. Für mich war also ganz klar, dass man die Thematiken als Gruppe interaktiv erarbeiten und man sich aktiv würde einbringen müssen, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Für diese Leistung muss der Vortragende den Zuhörern allerdings einen gewissen Raum geben, damit sie sich entfalten können. Das war vor allem beim Vortrag über das Livestreaming mit Gerhard Schröder der Fall, der das Publikum direkt angesprochen und eingebunden hat, sodass Fragestellungen gemeinsam geklärt werden konnten. Danke nochmal für den tollen Workshop!

Die Vorteile des Smartphone Journalismus

Weniger interaktiv, dafür aber sehr informativ war der Vortrag von Leonhard Ottinger und Manuel Heckmair ‏zum »Smartphone Journalismus«. Tatsächlich scheint sich RTL große Gedanken um das Thema zu machen und hat schon mehrere Testläufe gestartet, um das Smartphone aktiv in den Journalisten-Alltag zu integrieren. Die Ergebnisse stoßen auf zwiespältige Meinungen: Vor allem die Jüngeren unter den Zuhörern scheinen von der Idee begeistert zu sein. Immerhin sorgen diese Videos für ganz besondere Eindrücke und spezielle Informationsgehalte. Zudem lassen sich Inhalte mit unglaublicher Geschwindigkeit produzieren und hochladen. Dass die Qualität dabei auch mal leidet oder mit dem Format gespielt wird, stört dabei nicht. Doch die Kritiker sehen das anders und fühlten sich besonders vom Hochformat abgestoßen, so schien es. Auch die mangelnde Qualität ließ sie erschaudern. Soll das die Zukunft des Journalismus sein? Nein, natürlich nicht! Das machten die Vortragenden auch ganz klar: Das Smartphone soll in keiner Weise einen Ersatz für die bisherigen Aufnahmemöglichkeiten darstellen. Es soll lediglich als Ergänzung dienen, um eben zusätzliche Informationen und Eindrücke vermitteln zu können.

Leonhard Ottinger und Manuel Heckmair

In ihrem Vortrag zeigten Heckmair und Ottinger einige praktische Anwendungsbeispiele. Es gibt mittlerweile schon richtig gutes Zusatzequipment wie Selfie-Stangen, Mikrophone und Blitz, die das Smartphone richtig aufwerten können. Doch das ist in der Tat oft gar nicht gewünscht. Beim Einsatz als versteckte Kamera beispielsweise. Da muss das Smartphone möglichst unauffällig und beiläufig zum Einsatz kommen. Doch auch als Werkzeug zur Dokumentation von plötzlichen Gefühlsausbrüchen eignet es sich hervorragend. Gerade bei sensiblen Interviewsituationen zeigen sich Menschen sehr scheu vor der Kamera, versuchen ihre Emotionen zu verstecken. Mit einem Smartphone ist es möglich, diese Ausbrüche einzufangen und festzuhalten, da die Hemmschwelle nun viel tiefer liegt. Schließlich ist das Smartphone nicht so befremdlich wie eine riesige Kamera, die sich »von oben herab« auf den Interviewten richtet.

Smartphones bei RTL aktiv im Einsatz

Natürlich bietet sich es auch an, einfach schnell auf Geschehnisse in die Umgebung reagieren zu können. So ein Smartphone ist schneller aus der Jackentasche gezückt, als eine riesige Kamera. Interessant wird es auch, wenn die Umgebung schlichtweg ungeeignet für eine normale Kamera ist – sei es, weil sie zu sperrig ist, oder bei schlechter Witterung oder zu hohen Temperaturen einfach schlecht zum Einsatz kommen kann. Das hat Manuel Heckmair bei seiner Reportage schon selbst zu spüren bekommen, die trotz Smartphone-Video einfach sehr gut gelungen ist. Zuletzt sei der Einsatz als Zweitkamera erwähnt, wenn sich aus dem Drehort spannende Perspektiven ergeben, die man gerne alle einfangen möchte, aber nur eine Kamera vor Ort hat. Auch da kann das Smartphone zum Einsatz kommen und mit ein wenig Know-how auch qualitativ gute Bilder liefern.

RTL_Tweets

Der Smartphone-Journalismus ist auf dem Vormarsch, allen Skeptikern zum Trotz. Ich denke, nicht nur RTL, sondern auch weitere Journalisten erkennen den Vorteil dieser Multiperspektivität. Die Smartphone-Videos bieten meist einzigartigen Content und das in einer hohen Geschwindigkeit. Ein Problem aber bleibt dabei: die Echtheit der Videos. Vor allem, wenn man sich anderer Quellen bedient, muss vorab bestimmt werden, ob das Video tatsächlich auch die angegebenen Geschehnisse dokumentiert. Leider tauchen im Netz immer wieder Fake-Videos auf. Doch dafür gibt es »Videoforensiker«, die versuchen die Spreu vom Weizen zu trennen.

Vielen Dank an die Vortragenden, aber auch Organisatoren des 6. Social Community Days – vor allem für den engagierten Einsatz der Studenten des Studiengangs »International Media Studies« der Deutsche Welle Akademie! Sie haben den Tag begleitet und dabei viele Texte, Audios, Videos und Social-Media-Beiträge produziert, sodass man auch von der Ferne hautnah dabei sein konnte.