Dieser unglaublich gute Geruch von alten Büchern, meterlange Bücherregale voller lieb gewonnener Schätze. Buchrücken an Buchrücken stehen sie da und haben uns durch Höhen und Tiefen begleitet. Ist diese Ära bald zu Ende? Werden die E-Books unsere Bücherregale verbannen und zu einer totalen Nutzungsveränderung führen? E-Book-Reader statt Bücher? Plastik statt Papier? Obwohl ich ein großer Fan der Digitalisierung und sozialen Medien bin, sage ich ganz klar: Nein! 

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Kein Platz für persönliche Widmungen

Schon als Kind habe ich viel und gerne gelesen. Dabei habe ich auch hier und da mal ein Buch aus Mamas Bücherregal entnommen. Besonders attraktiv für mich waren jene Bücher, die schon richtig vergilbt waren. Die Buchrücken waren noch liebevoll geprägt, und ein jedes Buch lag wie ein kleiner Schatz in meinen Händen. Darunter waren auch viele Bücher meiner Großmutter, die ich leider schon früh verlor. Doch mit ihren persönlichen Widmungen an ihre Tochter, meine Mutter, hat sie mir auch im Nachhinein immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Sollen diese Kleinigkeiten, die uns das Leben verschönern tatsächlich aussterben?

Ich weiß gar nicht mehr, wann das mit diesen E-Books überhaupt angefangen hat. Plötzlich waren sie da und versetzten einen in die Lage, Tausende Bücher auf einem kleinen Gerät mit sich zu führen. Der Urlaubskoffer platzte nicht mehr aus allen Nähten. Praktisch eigentlich. Dennoch konnte ich mich nie so richtig damit anfreunden. Einen echten E-Book-Reader besitze ich auch nicht. Dazu nutze ich entweder das Tablet oder mein Smartphone, wenn ich unterwegs bin. Das Handling ist relativ einfach. Die verschiedenen Formate machen Dank Apps und Konverter auch keinerlei Probleme. Aber dennoch: Ich mag sie nicht. Sie bieten für mich keinen Mehrwert.

Wo ist der Mehrwert der E-Books versteckt?

Da ich als Bloggerin vor allem die deutsche Selfpublisher- und Indie-Szene unterstütze, ist mir klar, dass Rezensionsexemplare nicht immer als Prints herausgegeben werden können. Gerade für Blogtouren wären die Unkosten immens. Aber das ist okay für mich. Wenn mir das Buch sehr gefällt, kann ich es immer noch als Print (sofern vorhanden) nachkaufen. E-Books sind damit auch DIE Chance für Selfpublisher, den Büchermarkt zu entern. Sie müssen nicht an den Verlagen vorbei, bieten ihre Werke relativ günstig an, da viele Gebühren einfach entfallen.

Außerhalb dieser Szene jedoch würde ich mir niemals ein E-Book zulegen. Ich finde das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach nicht fair. Natürlich gibt es findige Mathematiker, die mir vorrechnen können, warum ein E-Book – ohne Druck, Lager und Transportkosten – genau so viel oder marginal weniger als ein Printexemplar kostet. Ich sehe es aber dennoch nicht ein, da mir das E-Book, außer der Story, keinen echten Mehrwert bietet. Sobald ein E-Book ausgelesen ist, ist es »wertlos«. Ich bin nicht der Typ, der Geschichten wieder und wieder lesen kann und möchte. Ein Printbuch kann ich mir dekorativ ins Regal stellen. So praktiziere ich das auch wirklich, schließlich sind etliche Buchcover so liebevoll gestaltet, dass sie zu schade für die Bücherkiste wären. Und das E-Book?

Interaktive Apps und außergewöhnliche Leseerlebnisse

Natürlich versucht sich der E-Book-Markt mit anderen Mehrwerten durchzusetzen. Beispielsweise durch Apps wie Readmill. Damit können sich die Leser miteinander vernetzen und Gelesenes miteinander diskutieren, teilen, kommentieren – in Echtzeit. Auch interessant sind die Gestaltungsmöglichkeiten bei Buchreihen, wie »Metropolis Berlin«: Hierbei sind die Geschichten aller Reihen miteinander verwoben, sodass man während des Lesens zwischen den E-Books hin und her springen und bestimmte Geschichten aus mehreren Perspektiven verfolgen kann. Klingt abenteuerlich, macht tatsächlich richtig Spaß. Hier sehe ich tatsächlich richtig Potenzial!

Volkssport: E-Book-Klau

Und dennoch: Ich teile meine Lesefreude gern »real« und verschenke, verlose oder verleihe meine Bücher einfach gern. Doch was passiert, wenn wir die Bücher-Leihkultur nicht mehr haben? E-Books dürfen grundsätzlich nicht weitergegeben werden. Weder als Geschenk, noch als Leihgabe oder sonst wie. Das Einzige, was legal wäre: das Tablet oder Smartphone mit dem E-Book darauf verleihen. Hand aufs Herz: Wer würde das machen? Ein großer Knackpunkt, der vielen Lesern von E-Books übrigens gar nicht bewusst ist. Da werden E-Books in die Cloud hochgeladen und von dort aus getauscht und miteinander geteilt. Ein schöner Gedanke: Geben und Nehmen. Tatsächlich bedeutet dies die Herstellung unzähliger, illegaler Raubkopien. So wird aus dem Freundschaftsdienst ganz schnell ein Verbrechen, denn E-Book-Klau ist kein Kavaliersdelikt. Er schädigt Autoren und Verlage nachhaltig.

Autorin Isabell Schmidt-Egner hat hierzu eine simple Grafik entworfen, die verdeutlichen soll, wie schnell eine einfache Leihgabe zu einer Flut an illegalen Kopien werden kann:

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Ist das die Zukunft? Unzählige kleinkriminelle Freundinnen und Freunde? Früher lief man am Bücherregal der Mutter oder Freundin vorbei und fragte: »Das klingt interessant, darf ich mir das ausleihen?«. Und heute? Stöbert man da gemeinsam auf dem Lesegerät und kauft sich jedes interessante Buch? Verleiht man seinen Reader für ein paar Tage? Ich denke nicht. Eher würde die »Bücher-Leihkultur« mit dem Printformat aussterben. Schade.

Aber zum Glück gibt es die Print-Liebhaber wie mich. Diejenigen, die nicht nur den Inhalt, sondern das ganze »Drumherum« so sehr lieben. Und davon gibt es viele. Sehr viele. Das E-Book wird meiner Meinung nach eine interessante Ergänzung bleiben, nicht aber die Zukunft des Buchmarktes werden. Und falls doch, weigere ich mich einfach, mein Nutzungsverhalten anzupassen. Ganz rebellisch also.